von: Martin Höser;
Am Wochenende des 10./11. Oktober 2020 fand ein ganz besonderes Frisbee-Turnier in der
Stuttgarter Metropolregion statt: das FEIN:KOST – kurz für „Frisbee-Event im Neckar-Enz-Gebiet:
Kompakt-Overall Stuttgart“.
Besonders an einem Turnier im „Overall“-Format ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich
in 7 verschiedenen Frisbee-Disziplinen messen – Discathon, Disc Golf, Accuracy, Freestyle, Distance,
Double Disc Court und Self-Caught Flight . Sie treten einzeln gegeneinander an und müssen,
vergleichbar mit dem modernen Heptathlon der Leichtathletik, ihre Fitness, ihre Kondition und ihr
Können an der Frisbee unter Beweis stellen. Und das gepackt in zur 2 Tagen – daher das „Kompakt“.
Am Samstag startete das Turnier auf der Leonberger Heide, einem schönen, gepflegten öffentlichen
Park in Leonberg, und begann für die 14 Teilnehmer*innen mit Discathon! Bei Discathon muss die
Frisbee einen 1km-Lauf absolvieren, um Bäume und um Hindernisse herum. Präzise Würfe, fliegend
durch die Luft und rollend auf dem Boden, sowie eine gute Laufkondition sind gefragt, um eine gute
Zeit zu erreichen – aktive Ultimate-Spieler*innen sind daher meist auf den vorderen Plätzen.
Besonders hart war der Wettkampf auf den Plätzen 2-7, wo die Zielzeiten in einem Fenster zwischen
8min19s und 8min41s lagen. Klar dominiert hat auf dem anspruchsvollen Kurs Malte Berghäll (TuS
Ost Bielefeld) mit einer Zeit von 7min2s.
Gleich danach folgte Disc Golf. Gespielt wurde auf einem extra fürs Overall geplanten temporären
Kurs mit 12 Bahnen in dem Park. Analog zum Ballgolf geht es darum, seine Scheiben mit möglichst
wenigen Würfen vom Startpunkt in einen Korb zu bugsieren. Eine solide Wurftechnik bei Drives und
Putts sowie ein gutes Auge für Distanzen und Flugrouten sind gefragt. Mit 3 unter Par haben sich
Alex Bagnewski (TSF Ditzingen) und Jonas Lenz (VfB Schwarz-Rot Ulm) den 1. Platz in dieser Disziplin
geteilt.
Beim Accuracy wirft man von 7 verschiedenen Positionen je 4 Scheiben auf ein Ziel – jeder Treffer
bringt einen Punkt. Somit kann man maximal 28 Punkte erzielen. Das Ziel ist ein nur 1,5×1,5m2 groß
und die Wurfpositionen bis zu 32m entfernt, sodass diese Disziplin, so simpel sie ist, hohe
Konzentration braucht. Sehr präzise Würfe mit der Scheibe der Wahl sind notwendig, um auch nur
ein paar Punkte zu ergattern. Bei leichtem Wind konnte Alex Bagnewski hier 18 Punkte und Jonas
Lenz 17 Punkte holen – das ist Weltklasse-Niveau! Der WFDF-Weltrekord liegt bei 25 von 28.
Die letzte Disziplin an diesem Tag war der Freestyle-Contest. In einem Double-Knockout-Format sind
die Teilnehmer*innen einzeln angetreten und haben mit der Scheibe ihrer Wahl ihre besten Tricks
gezeigt. Kreativität, Beweglichkeit und eine hoher Grad an Kontrolle, um die Frisbee mit Delays, Rolls,
Kicks und Tips in der Luft zu halten, sind gefordert, um die Judges zu beeindrucken. In einem
spannenden Finale standen sich Marc Pestotnik (Freestyle Frisbee e.V.) und Simon Lühring
gegenüber, dass Marc mit sicheren Body-Rolls und einem schwierigen Catch souverän für sich
entscheiden konnte.
Am Sonntag wurde das Turnier auf der großen öffentlichen Rasenfläche am pittoresken Enztalviadukt
in Bietigheim-Bissingen weitergeführt. Distance stand als nächste Disziplin auf dem Programm und
belohnt denjenige*n mit wertvollen Overall-Gesamtpunkten, der/die möglichst weit wirft. Nur 5
Würfe und wenige Minuten Zeit sind jedem/r Teilnehmer*in gegönnt, um den einen perfekten
Weitwurf zu liefern, der dann gewertet wird. Hier zählt Power. Gewonnen hat hier Jonas Lenz mit
beeindruckenden 117m, knapp vor Marc Pestotnik mit 116m!
Als letzte Disziplin wurde Double Disc Court auf 3 Feldern gespielt. Bei Double Disc Court treten zwei
Teams à zwei Personen gegeneinander an – mit zwei Scheiben gleichzeitig, die niemals von einem
Team zugleich berührt werden dürfen. Die Anfangspaarungen haben einen Satz bis 11 ausgespielt
und wurden auf Basis des Ergebnisses jeweils mit neuen Spielpartner*innen und Gegner*innen
gematcht. 6 Matches standen für jeden auf dem Plan. Für Double Disc Court, kurz DDC, braucht man
vor allem gut getimte Würfe und eine gute Kommunikation innerhalb eines Teams. Als klare DDC-
Könige nach allen Matches haben sich Malte Berghäll, Westdeutscher Meister 2020, und Marc
Pestotnik zusammen auf dem ersten Platz hervorgetan.
Self-Caught Flight wurde nicht ausgespielt, da keine der verfügbaren Rasenflächen gut genug war,
um Verletzungsfreiheit zu gewährleisten. Für das nächste Overall ist das aber fest geplant!
Glückwunsch an den Gewinner Marc Pestotnik aus Berlin! Er hat sich mit 134 Gesamtpunkten gegen
harte Konkurrenz in einem spannenden Wettkampf durchgesetzt und verdient gewonnen. Zweiter
wurde Jonas Lenz knapp dahinter mit 132 Punkten, dritter Torsten Eschner mit 131 Punkten.
Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass das FEIN:KOST so erfolgreich gelaufen ist.
Die Stimmung war super, und es ware eine Freude, das mit euch und für euch auszurichten.
Ausdrücklichen Dank auch an alle Helfer und Helferinnen. Nur zusammen war es möglich, zumindest
ein Overall-Turnier in diesem schwierigen Frisbee-Jahr durchzuführen. Zwei ursprünglich geplante
Turniere im Mai und Juli waren schon vorher Corona zum Opfer gefallen. So musste die sehr junge
Overall-Szene in Deutschland – das erste seit den 1990er Jahren wurde auf Betreiben Jan Müllers
(TuS Ost Bielefeld) 2018 durchgeführt – dieses Jahr nicht auf ein Kräftemessen verzichten.